Bankenfusionen und die Sicherheit Ihrer Unternehmensfinanzierung – der Zusammenhang erschließt sich vielleicht nicht auf den ersten Blick. Aber wagen Sie einen zweiten Blick mit diesem Beitrag.
Bankenfusionen – es gibt mehr als man so denkt
Die überraschende Beteiligung der UniCredit an der Commerzbank hat das Thema Bankenfusionen aktuell in die allgemeine Aufmerksamkeit gerückt. Dabei sind Fusionen in den Gruppen der Sparkassen und Genossenschaftsbanken ein Dauerthema! Die Bundesbank-Statistik (Monatsbericht September 2024) weist aus:
- Sparkassen: 2021 gab es 371 Institute, 2023 waren es noch 354 Institute – ein Rückgang um 17 Sparkassen oder 4,5 %
- GenoBanken: 2021 gab es 771 Institute, 2023 waren es noch 696 Institute – ein Rückgang um 75 Volks- und Raiffeisenbanken oder 9,7 %.
Noch drastischer werden die Zahlen im Zehnjahreszeitraum: 2014 existierten noch 416 Sparkassen (- 15 %) und 1.050 Kreditgenossenschaften (- 34 %).
Mit jeder Fusion verlässt ein Wettbewerber den Markt. Für Unternehmen als Kreditnehmer bedeutet das: Die Auswahl möglicher Bankpartner nimmt ab. Und das hat Konsequenzen für die Finanzierungs-Strategie.
Das Beispiel Unicredit und Commerzbank
Sollte es zu einer Fusion kommen, so sind zwei Gruppen von Unternehmen betroffen:
- Unternehmen, die Kunde bei beiden Instituten sind: Diese verlieren eine Bankverbindung. Wenn beide Institute Hausbankverbindung sind, steht ein Unternehmen vor der Herausforderung, eine neue Hausbankverbindung aufzubauen. Für solche Unternehmen stellt sich diese Frage jetzt ganz aktuell: Abwarten, wie es weitergeht oder präventiv bereits jetzt tätig werden?
- Alle anderen Unternehmen: Diese verlieren einen potenziellen Finanzierungspartner.
Bei Fusionen von Sparkassen oder GenoBanken gilt natürlich das gleiche: Unternehmen, die bei beiden fusionierenden Instituten Kunde sind, stehen vor der Herausforderung, sich eine neue / weitere (Haus-) Bankverbindung aufzubauen. Für alle anderen gibt es einen potenziellen Finanzierungspartner weniger in der Region.
Warum Bankenfusionen für deren Unternehmenskunden ein Problem sein können
Bankenfusionen und die Sicherheit Ihrer Unternehmensfinanzierung – um negative Auswirkungen zu vermeiden, sollten Unternehmen folgende Themen bedenken, wenn zwei ihrer Bankpartner fusionieren:
- Unternehmen verlieren eine kreditgebende Hausbankverbindung und geraten damit womöglich (wieder) in die Abhängigkeit von nur noch einer kreditgebenden Hausbank. Und genau das sollte unbedingt vermieden werden.
- Die fusionierte Bank hat beim Kunden plötzlich ein (deutlich) höheres Kreditvolumen. Dies kann eine kritischere Risikosicht auf das kreditnehmende Unternehmen auslösen.
- Gegebenenfalls hatten beide vorher einzeln agierende Banken eine unterschiedliche Sichtweise auf die Bonität des Unternehmens und auf weitere Geschäftspotenziale. Diese unterschiedlichen Sichtweisen werden jetzt zusammengeführt. Meistens setzt sich dabei eine Sichtweise durch – in der Regel die des größeren Fusions-Instituts. Das kann zu einer deutlich zurückhaltenderen Kreditvergabe führen.
- Mit der Fusion stehen die vielleicht nur einer Bank gegebenen Sicherheiten jetzt auch für die Kredite der anderen fusionierten Bank zur Verfügung – obwohl das vielleicht bewusst nicht so gewollt war.
- Die generelle Risikopolitik der fusionierten Bank kann eine andere sein, als die der beiden getrennten Institute vorher. Auch hier setzt sich in der Regel die größere Bank durch. Auch das kann sich negativ auswirken, weil z.B. die Branchen-Bewertung eine andere ist oder bestimmte Geschäftssegmente anders gesehen werden.
- Vielleicht wurde bisher bewusst getrennt zwischen der Bank für das Unternehmen und der Bank für die private Seite. Jetzt sind plötzlich beide Bereiche bei einer Bank angesiedelt mit entsprechenden Zugriffsmöglichkeiten gemäß den Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Auch hier müsste dann gegengesteuert werden.
- Besonders problematisch kann es sein, wenn eine Bank mit Problemen (Schieflage, Sanierungsfall) von einer anderen (in der Regel größeren) Bank übernommen wird. Die Gefahr ist hier besonders groß, dass die Risikosicht auf alle Kunden deutlich vorsichtiger (restriktiver) wird. Das gilt dann ggf. auch für die Kunden der eigentlich unproblematischen übernehmenden Bank, denn deren Strukturen ändern sich damit natürlich auch (und nicht zum Besseren). Im Bereich der Sparkassen und GenoBanken ist dies ein klassischer Fusionsgrund.
Natürlich kann sich eine Fusion auch positiv auswirken, wenn die dominierende Bank eine aktivere Kreditpolitik betreibt. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass dies eher seltener der Fall ist.
Konsequenzen für Ihre Finanzierungs- und Sicherheitenstrategie
Schauen Sie sich Ihre Bankpartner an und verfolgen Sie die lokale und regionale Bankenlandschaft: Könnten sich Bankfusionen abzeichnen oder sind sogar welche aktuell in der Diskussion? Sind Sie bei beiden potenziellen Fusionspartner als Kunde dabei? Dann sollten Sie überlegen, wie Sie sich strategisch und taktisch dazu verhalten und die Finanzierungs- und Sicherheitenstrategie anpassen.
Vielleicht sagen Sie an dieser Stelle auch: „Die Finanzierung hat bisher immer gut geklappt und eine ausdrückliche Finanzierungs- und Sicherheitenstrategie habe ich eigentlich gar nicht.“ Dann sollten Sie sich jetzt vielleicht diesem Thema widmen.
Einen ersten Einstieg zum Themenkreis finden Sie in der „Checkliste Unternehmensfinanzierung“ der KMU-Berater: Laden Sie die Checkliste herunter und beantworten Sie die Thesen selbstkritisch. Als Ergebnis wissen Sie, wo Sie beim Erarbeiten oder Aktualisieren einer Finanzierungs- und Sicherheitenstrategie ansetzen sollten.
Impulse zu weiteren Details rund um Liquidität und Finanzierung finden Sie auf www.methoden-fuer-kmu.de im „Kapitel 01 Liquidität und Finanzierung“ und natürlich umfassend in meinem Buch „Mit Kreditgebern auf Augenhöhe verhandeln“.