Der Blick der Banken auf Ihren Jahresabschluss

Jahresabschluss ist entscheidende Kreditunterlage

Den Blick der Banken auf Ihren Jahresabschluss sollten Sie kennen: Denn dieser (oft auch nur als „Bilanz“ bezeichnet) ist eine der wichtigsten Informationsquellen, wenn Kreditgeber die Bonität ihrer Kunden einschätzen. Bedenken Sie: In den Ratingsystemen der Kreditinstitute gehen die Ergebnisse der Zahlenanalyse der Vergangenheit (also die Analyse der Jahresabschlüsse) immer noch mit ca. 60 % Gewichtung in die Ratingnote ein. Darum ist es wichtig, dass

  • Ihr Jahresabschluss frühzeitig vorliegt,
  • Sie Ihre Bewertungsentscheidungen beim Aufstellen des Jahresabschluss bewusst treffen.

Natürlich sollten Sie dabei wissen, worauf Kreditgeber insbesondere schauen.

Der Blick auf die Haftungsmasse: Ihr Eigenkapital

Der Blick der Banken richtet sich besonders auf Ihr Eigenkapital: Auf der Passivseite der Bilanz steht als erste Position das Eigenkapital, das Sie Ihrem Unternehmen zur Verfügung stellen. Für Kreditgeber ist das Eigenkapital die potenzielle Haftungsmasse oder auch das Verlustdeckungspotenzial. Eigenkapital wird reduziert durch:

  • in allen Rechtsformen durch Verluste
  • in Einzelunternehmen oder einer Personengesellschaften auch, wenn die Inhaber / Gesellschafter Privatentnahmen tätigen, die höher sind als der Jahresüberschuss in diesem Jahr.

Kreditgeber schauen auf den absoluten Betrag des Eigenkapitals und auf die Kennzahl Eigenkapitalquote. Diese Kennzahl rechnet sich wie folgt: Eigenkapital x 100 / Bilanzsumme. Ergebnis: Zu welchem Anteil wird die Bilanzsumme mit Eigenkapital gedeckt oder finanziert. In den Ratingsystemen führt in der Regel eine Kennzahl von 20% und mehr zu einer positiven Einschätzung.

Also nehmen Sie den Taschenrechner zur Hand! Sollte die Eigenkapitalquote in Ihrem Unternehmen unter 20 % liegen, dann können Sie diese durch zwei Aktivitäten erhöhen: Mehr Eigenkapital zuführen und / oder die Bilanzsumme durch geeignete Maßnahmen (z.B. stringentes Mahnwesen und damit geringere Forderungen gegenüber Kunden) reduzieren.

Der Blick auf mögliche Risiken: Ihr Umlaufvermögen

Die aus Kreditgebersicht risikoträchtigsten Bilanzpositionen liegen auf der Aktivseite der Bilanz im Umlaufvermögen:

  • Bestände an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen
  • Warenlager
  • Halbfertige und Fertige Arbeiten
  • Forderungen gegenüber Kunden

Je höher diese Bestände sind (in Euro und in % der Bilanzsumme), desto mehr hinterfragen Kreditgeber, wie das Unternehmen diese Bestände ermittelt und bewertet hat. Und genau dort liegen auch Ihre Entscheidungen als Unternehmer – denn das Handelsgesetzbuch (HGB) räumt Ihnen Bewertungsspielräume ein. Für Kreditgeber ist wichtig: Sie bewerten konservativ, d.h. Sie haben alle möglichen Risiken berücksichtigt und weisen diese Bestände daher möglichst niedrig aus.

Der verbindende Blick: Risiken versus Eigenkapital

Kreditgeber haben jetzt folgende Überlegung, die ich an einem Beispiel deutlich machen möchte:

Beispiel-Unternehmen: Eine GmbH aus der Branche Handel mit folgenden Zahlen im Jahresabschluss 2020:

  • Eigenkapitel: € 25.000 (also „nur“ das Mindeststammkapital gemäß GmbH-Gesetz)
  • Warenbestand: € 215.000
  • Kundenforderungen: € 113.000

Wenn der Kreditgeber jetzt unterstellt, dass im Warenbestand und in den Kundenforderungen nur jeweils 10 % Risiken lägen (also tendenziell zu hohe Bewertungen), dann ergäbe das einen potenziellen Risikobetrag von € 32.800. Würden diese Risiken eintreten, also schlagend werden, dann wäre das Eigenkapital der GmbH bereits vollständig aufgebraucht. Die Haftungsmasse wäre aus Kreditgebersicht also sehr (zu) gering. Das zeigt im Übrigen auch die Eigenkapitalquote: Bei einer unterstellten Bilanzsumme von € 408.000 betrüge diese lediglich 6,1 %.

Spannend ist dann natürlich noch die Frage nach der Ertragskraft dieser GmbH – also nach dem Jahresüberschuss in der Gewinn- und Verlustrechnung. Da das Eigenkapital nur aus dem Stammkapital von € 25.000 besteht, wurden in der Vergangenheit erwirtschaftete Gewinne also jeweils an die Gesellschafter ausgeschüttet.

Aus meiner Sicht hätte diese GmbH dringenden Nachdenk- und Handlungsbedarf mit Blick auf seine Bilanzpolitik und seine Finanzierungsstrategie.

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