Kreditablehnungen: Banken wollen Gründe nennen

Bei Kreditablehnungen wollen Banken ihren Kunden die Gründe nennen. So steht es jedenfalls in einer Vereinbarung der Bankenverbände mit der EU. Doch ist das schon die Realität?

Beratungserfahrung: Viele Banken schweigen zu den Gründen einer Kreditablehnung

Der Erfahrungsaustausch mit Beraterkollegen:innen (z.B. in der Fachgruppe Finanzierung/Rating des Bundesverband Die KMU-Berater) zeigt: Die meisten (?) Banken und Sparkassen sagen eher wenig bis nichts zu den Gründen einer Kreditablehnung. Selbst, wenn die Kunden danach fragen, werden die Gründe einer Kreditablehnung häufig nicht genannt. Welche Erfahrungen haben Sie damit bisher gemacht? Hoffentlich gar keine, weil es keine Kreditablehnungen gab.

Mit Corona dürften Kreditablehnungen zunehmen

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass in den kommenden Monaten die Zahl der Kreditablehnungen „dank“ Corona und seiner Folgen zunehmen wird. Damit wird die Frage nach den Gründen einer Ablehnung immer wichtiger. Denn eine aussagefähige Antwort Ihrer Bank gibt Ihnen zumindest Stichworte, über die Sie unternehmerisch nachdenken können.

Banken haben sich verpflichtet, auf die Frage nach den Gründen einer Kreditlehnung zu antworten

Die Initiative dazu ging von der Europäischen Kommission aus. Diese hat mit den Bankenverbänden die „High level principles on feedback given by banks on declined SME-credit applications“ vereinbart. Das war 2017.

Über das Ergebnis berichtete die „BankInformation“ (Fachzeitschrift der deutschen Genossenschaftsbanken) in der Ausgabe 01/2018 unter der Überschrift „Bankenfeedback bei der Ablehnung von KMU-Krediten“: „Im Kern geht es darum, dass Kreditinstitute ihren mittelständischen Firmenkunden auf deren Nachfrage die Gründe für eine Kreditablehnung nennen und erläutern. Dabei ist dem Kreditinstitut der Kommunikationswerg, das heißt mündlich oder schriftlich, freigestellt“.

Die Banken sind sich ihrer selbst aber nicht sicher

Interessanter Weise sind sich die Kreditinstitute ihrer selber aber nicht so ganz sicher: In der Ausgabe 02-2020 der BankInformation wird über den jährlichen Austausch der DK mit den drei beteiligten Wirtschaftsverbänden zu diesen „High level principles“ berichtet: „Im Rahmen der offenen Finanzkommunikation der Kreditinstitute erhalten Mittelstandskunden von ihren Hausbanken in der Regel die angefragten Informationen einschließlich der Gründe für eine Kreditablehnung“. Wieso nur „in der Regel“ und „einschließlich der Gründe“? Die „High level principles“ verlangen doch gerade das Nennen der Gründe und das zu 100 Prozent! Interessanter Weise habe ich in den zugänglichen Medien der Sparkassen-Finanzgruppe bisher keine Hinweise auf diese Verpflichtung gelesen.

Was Unternehmer tun sollten

Nutzen Sie diese Selbstverpflichtung und fragen Sie  – sollten Sie von einer Kreditablehnung betroffen sein. Es kann dann durchaus sein, dass Ihr Bankbetreuer diese „High level principles“ nicht gegenwärtig hat. Lassen Sie sich davon nicht abhalten, auf einer Antwort zu bestehen. Schließlich ist das „eigentlich“ eine Selbstverständlichkeit in einer partnerschaftlichen Geschäftsbeziehung.

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